Tragschrauber

Der KIRARA von AAC Japan

Schon immer haben mich Tragschrauber magisch angezogen. Ich fliege den Whopper und einen englischen Autogyro mit Doppelrotor (Bericht demnächst). Der HELIX ist noch im Bau.

In der Rotor 1/2004 wurde auf einen schweizer Importeur von Tragschraubern hingewiesen. Da der Importeur http://www.akmod.ch nur an den Fachhandel liefert, habe ich den KIRARA bei der Firma MHM-Modellmotoren http://www.mhm-modellmotoren.de/ bestellt. Ich bekam auf alle Anfragen bei MHM prompte Antworten über Preis und Liefertermin und alles wurde wie versprochen eingehalten.
So bekam ich heute am 14.1.2004 meinen KIRARA als ARF Modell hervorragend verpackt und in meiner Wunschfarbe ins Haus geliefert.
Der Bericht wird aus drei Teilen bestehen. Zunächst stelle ich den Baukasten vor. Die Flugerprobung wird an Ostern an meinem Urlaubsort in Greifenburg/Kärnten durchgeführt. Dazwischen kommt dann der Baubericht. So also wird die Zeitplanung für das brandneue Modell aussehen.

Der Baukasten
Geliefert wird ein kompakter Baukasten mit den Maßen 77x25x15cm.

Der Rumpf und das Leitwerk. Alle Teile sind sauber und blasenfrei bebügelt. Die Höhenruder sind weiss bebügelt, ein Punkt, der mir nicht so gefällt.

Der nur 70cm lange Rumpf ist äusserst stabil aufgebaut. Ich zähle 11 Spanten. Die schwarzen Schnittkanten verraten die genaue Bearbeitung durch den Laserschnitt. Der Motorspant ist mit Epoxy eingeklebt - so hätte ich das auch gemacht.
Der Motorträger besteht aus 12mm dickem Sperrholz. Der Motorraum wurde ab Werk mit Epoxy versiegelt - hier waren Praktiker am Werk. In der deutschen Bauanleitung wird der OS 32 SX empfohlen. Auch ich habe mich entschlossen, diesen Motor einzubauen. Es sind sogar Schablonen dabei, um die Ausschnitte für Schalldämpfer und Düsennadelverstellung passgenau herzustellen. Diese Hilfe gibt es für den OS 32 und den SAITO FA-50 als Viertakter.

Das Fahrwerk ist aus 4mm Federstahldraht und verspricht mit seiner beachtlichen Spurweite von 56 cm sehr stabil zu werden. Aus eigener Erfahrung braucht dies ein Tragschrauber auch, sobald man vor dem Aufsetzen bei der Landung das "Gasgeben" vergisst. Die Rotorblätter sind sehr leicht, da sie gänzlich aus Balsaholz aufgebaut sind. Ich habe nicht alle Teile fotografiert, aber es ist wirklich alles dabei.

Die Einzelteile des Rotorkopfes. Als Wippe dient eine Epoxy-Verbundplatte. Das Zentralstück wird mit den Achsen in den beiden Kunststoffblöcken gelagert, d.h. es ist nur eine Steuerung über das Rollmoment möglich. Auf dem Zentralstück befindet sich die Rotorwelle. Diese lagert lediglich in den beiden Kugellager des Domflansches. Das Ganze wird dann einfach mit den Lagerblöcken im Schwerpunkt auf den Pylon geschraubt - einfach - praktisch - gut.

Jetzt geht es an die Baubeschreibung - ich werde berichten. Auf die Flugerprobung darf man gespannt sein. Die beiliegende CD mit den Flugaufnahmen versprechen viel. Looping - kein Problem. Sogar eine Faßrolle hab ich gesehen. Der Start ist auch außergewöhnlich. Der Rotor wird mit der Hand angeschubst, dann langsames Gasgeben, dabei steigert der Rotor beim wegrollen die Drehzahl und ab damit.

Die Montage

also alles passt hervorragend. Für den Saito 4 Takter und den OS 32 SX gibt es sogar Schablonen, nachdenen die Ausschnitte für Schalldämpfer, Düsennadel und Montagelöcher gebohrt werden können - auch das passt (siehe Bild unten).

Abweichend von der Bauanleitung ist folgendes dringend zu empfehlen: Der Rotormast soll lt. Anleitung gleich am Anfang in den Rumpf eingeklebt werden. Ich habe das ganz am Schluss gemacht, da der Rotormast beim Einbau der Fernlenkanlage immer im Weg ist.

Der Motor verschwindet ganz in der hohen Rumpfspitze. In der Bauanleitung steht, dass der Spritschlauch vor dem Einbau des Motors auf den Düsenstock geschoben werden soll. Diesen Tipp unbedingt befolgen, da man den Schlauch bei eingebautem Motor nicht mehr aufstecken kann.

Im nächsten Bild sieht man die Anordnung der Servos. Das Rollservo lässt sich mit zwei Schrauben samt Halterung aus dem Rumpf ziehen. An der unteren Rumpfabdeckung sieht man die Befestigung des Akkus sowie des Empfängers. Auch hierfür sind im Bausatz die Laser- geschnittenen Befestigungsteile vorhanden. Die oberen Rumpfdurchbrüche für das Gestänge zum Rotorkopf passen exakt.

Der Rotorkopf (nur für Rollsteuerung) wird mit vier Holzschrauben in den Schwerpunkt auf den Rotormast geschraubt. Die Kippsteuerung eines Rotorkopfes kann man eigentlich nicht besser vorführen. Beim Auswuchten der Rotorblätter brauchte ich 5 Bleikugeln mit 3,5mm Durchmesser. Dazu wurde eine Schrotpatrone eines bekannten Jägers geschlachtet. Über den Rotorkopf kommt noch eine kleine Abdeckung aus ABS.

Fast fertig der KIRARA. Ich muss nur noch die genau angegebenen Ruderausschläge einstellen und eine passende Luftschraube mit einem Spinner erwerben, dann kann es los gehen. Gespannt sind wir alle, wie sich der Tragschrauber in der Praxis bewährt.

Wie gesagt, der KIRARA begleitet mich über Ostern in den Urlaub, da habe ich Zeit zur Erprobung (wenn ich es bis dahin aushalte).

Der Flugbericht (Stand 9.5.2004)

die vielen Anfragen zwingen mich jetzt doch schon ein paar Zeilen zu schreiben. Die anhaltend schlechte Wetterlage verzögert den Flugbericht immer noch. Über Ostern hatten wir in Kärnten fast wieder Wintereinbruch. Bei uns in ist es seither auch nicht viel besser. Alles wäre vom  Wetter  her ja nicht so schlimm, aber es bläst bei uns seit Wochen ein konstanter Seitenwind auf unserem Fluggelände.

Ich hatte in Kärnten trotzdem den KIRARA einmal in der Luft, was aber zu einem Flugbericht absolut nicht ausreicht. Dennoch will ich den einen Flug beschreiben.

Die Rotorblätter so fest anziehen, dass die Blätter nicht von selbst zusammenklappen. Die Rotorblätter werden von mir vor der Montage auf dem Flugfeld an einer Tischkante ausgerichtet. Der Rotor hat in der Luft eine erstaunlich niedrige Drehzahl. Aber immer noch so locker anziehen, damit sie sich beim eventuellen Umkippen der Modells zusammenfalten können.
Der KIRARA sollte beim Start etwas Gegenwind haben. Bitte direkt in den Wind stellen, da Seitenwind absolut für jeden Tragschrauber unverträglich ist. Den Rotor habe ich von Hand etwas in Drehung versetzt. Bei den ersten 8 Startversuchen brach der KIRARA immer aus. Hier ist der KIRARA sehr gut im "Wegstecken". Das Modell dreht sich und bleibt einfach stehen. Wenn er bei Start ausbricht, keine Gewalt anwenden durch mehr Gas geben und hektische Steuerbewegungen, sonst kippt er um. Bei so einer Reaktion ist er mir auch mal umgefallen, aber durch die einfache und leichte Konstruktion (auch der Blätter) ist überhaupt nichts passiert. Beim Whopper hätte man da schon einen grösseren Schaden.
Darauf habe ich den Ausschlag am Seitenruder weiter verringert und die EXPO an meiner Futaba FC 28 zeigt mittlerweile 70 % an.  Danach gelang der Start auf Anhieb. Die Rotorblätter fangen dann an regelrecht an zu zwitschern und der KIRARA hebt ab. In der Luft war er bei diesem Flug sehr gutmütig zu beherrschen. Wie bei jedem Tragschrauber muss man sich aber beim Fliegen etwas umstellen. Immer etwas "gezogen" fliegen und mit dem Gas und Höhenruder steuern. In den Kurven geht natürlich ohne Leitwerkseinsatz gar nichts. Also in den Kurven wie bei Hubschrauber mit dem Heck mitlenken. Dummerweise ging mir der nagelneue Motor während des Fluges nach ca. 4 Minuten aus. Die erste Notlandung war relativ harmlos. Der KIRARA geht in den steilen Sinkflug und vor dem Aufsetzen wird kurz gezogen. Diese Landung fand auf einem Grashaufen statt. Das Modell kippte dabei nach vorne und klappte nur die Rotorblätter zusammen - keine Beschädigungen waren zu verzeichnen.

Wie gesagt, das ist nicht der Stand der Dinge - über das Wetter könnte ich gerade mehr erzählen. Wie verhält sich der KIRARA im Langsamflug? Kann ich die Starteigenschaften noch mal verbessern? Der Bericht wird fortgesetzt.

Abschluß des Berichtes (Stand 6.12.2006)

Der Grund, warum ich solange zum Abschlussbericht gebraucht habe ist einfach zu erklären - wer schreibt schon gern über ein aufgegebenes Projekt.
Die Starteigenschaften habe ich nicht in den Griff bekommen. Auch ein eingebauter Kreisel für die Hochachse brachte überhaupt keine Verbesserung - der Kirara bricht einfach sehr leicht nach der Seite aus. Dies ist überhaupt ein Problem bei Modell-Tragschraubern mit einem Rotor. Beim HELIX oder Whopper gibt es genau dasselbe Phänomen, nur das beim letzteren der Rotorschwung über eine Kupplung im Stand geholt werden kann. Ich binde dem Whopper immer zwei Meter Schnur an den Schwanz und stehe am anderen Ende mit dem Fuß drauf. Danach gebe ich Rotordrehzahl bis der Whopper ein "Bein" hebt. Dann auskuppeln und der Whopper fliegt bei etwas Gegenwind vom Fuß weg. Somit umgehe ich hier die Gefahr des Ausbrechens beim Start. Wobei auch immer ein Satz Rotorblätter das zeitliche segnen, wenn das Modell umkippt - so auch beim Kirara. Garantiert spielt dabei auch ein Rest Drehmoment eine Rolle für das Ausbrechen beim Start. Auch Kugellager haben einen Widerstand.

Das Problem ist einfach der ausreichende Rotorschwung, der mit dem Kirara über die Startstrecke aufgebaut werden muss. Ich weiss, dass andere Piloten einen Spinner auf den Rotorkopf gesetzt haben und mit einem Akkustarter den Rotor so in Schwung gebracht haben. Das Handling dieser Startart kam für mich aber nicht in Frage, da der Rotorkreis doch recht gross ist und meine Arme zu kurz.

Also die zwei Starts, die ich letztendlich mit dem Kirara hinbekommen habe, waren eigentlich der Höhepunkt mit diesem Modell. Es gibt außer dem gewöhnungsbedürftigen Flugverhalten eines Tragschraubers hierbei nichts zu bemängeln. Es eignet sich aber nicht für einen Fluganfänger. Ich sage es auch an dieser Stelle - man befindet sich mit einem Modell-Tragschrauber immer im Experimentalflugbereich. Als Anfänger ist der Autogyro aus England wärmstens zu empfehlen, weil Start- und Flugeigenschaften mit diesem Modell besser erlernt werden können.
Somit habe ich nach zwei Satz verheizter Rotorblätter die Lust verloren - eigentlich schade.

Wer hat Lust weiter zu experimentieren? Den Kirara gibt es demnächst bei ebay - mit dem Verweis auf diesen Bericht natürlich.