Unser Schnupperflug mit HELI PLUS und
einer Robinson R22 Beta II
So fing alles an.
Anfang März 2004 fand ich im Briefkasten eine Benachrichtigung der Firma HELI
PLUS über eine Einladung für einen Schnupperflug mit dem Helicopter. Meine Frau
konnte das sofort aufklären, da sie mir und unserem Sohn Martin den
Schnupperflug zum Geburtstag geschenkt hatte. Aha, ein Rundflug mit dem Heli,
dachte ich. Sofort hat sie mich berichtigt und aufgefordert, den
Brief richtig zu lesen. Tatsächlich handelte es sich nicht um einen Rundflug,
sondern um eine richtige Flugschulung mit einer Robinson R22. Ist das für einen Modellhelipiloten nicht eine hervorragend ausgefallene und passende Idee?.
Leider ist der erste Termin auf dem Flugplatz Berneck wegen des schlechten
Wetters ausgefallen und wir mussten uns auf den nächsten Termin am 17.April 2004
vertrösten lassen. Diesmal auf dem Flugplatz Laichingen. Das Wetter konnte nicht
schöner sein - wolkenlos und fast kein Wind.
Kurz vor dem Beginn des Trainings wurde eine EC 120 aus dem Hangar gezogen.
Martin und ich waren begeistert - sollte die Flugschulung etwa mit dieser
Maschine erfolgen? Eine Anfrage beim Veranstalter brachte uns dann wieder auf
den Boden der Wirklichkeit. Die EC 120 hatte einen Wert von ca. 5 Millionen EURO
und der Kurspreis würde dann gleich in das Unermessliche steigen. Diese EC 120
wurde an diesem Tag für die Routineüberprüfung von Berufspiloten verwendet, die
halbjährlich wiederholt werden muss. Diese Überprüfung umfasst das ganze
Helispektrum wie Schwebeflug, Rundflug und die Autorotation.
Vor der Praxis war die Theorie angesagt. Zunächst
wurden uns die technischen Daten unserer inzwischen eingetroffenen Robinson R22 Beta II
vermittelt:
Technische Daten* |
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Hersteller: |
Robinson |
|
Typ: |
R22 Beta II |
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Gewicht |
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max. Abfluggewicht mit Aussenlast |
621 |
kg |
Leergewicht |
387 |
kg |
Hauptmasse |
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gesamte Länge |
6.3 |
m |
gesamte Höhe |
2.72 |
m |
gesamte Breite |
1.93 |
m |
Hauptrotordurchmesser |
7.67 |
m |
Drehzahl Hauptrotor |
510 |
Umin |
Drehzahl Heckrotor |
2000 |
Umin |
Platzangebot |
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Pilot |
1 |
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Passagiere |
1 |
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Antrieb |
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Kolbenmotor |
Lycoming O-360-J2A |
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max. Motorleistung |
160 gedrosselt |
PS |
Verbrauch |
ca. 35 Ltr/h AVGas |
Ltr/h |
Leistung |
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Höchstgeschwindigkeit |
189 |
km/h |
Reisegeschwindigkeit |
177 |
km/h |
max. Reichweite* |
475 |
km |
max. Flughöhe |
14000 ft oder 4267 m |
|
*alle technischen Daten habe ich aus dem Internet
Der Motor regelt unter Belastung bis zu einer bestimmten Grenze die Drehzahl des
Rotors. Nur in extremen Situationen und Temperaturen wird das Gas manuell
über den Drehgriff am Pitchstick nachgeregelt.
Einen Drehmomentausgleich wie die Kreisel in unseren Modellhelis gibt es nicht.
Bei jeder Änderung des Drehmoments sowie Leistungsänderung am Rotor ist der
Mensch als Drehmomentausgleich dazwischen geschaltet - also nix 3D Gyro.
Die theoretische Vorbereitung in lockerer Runde
Wir bekamen in unserer theoretischen Unterweisung auch den
Begriff der zyklischen und kollektiven Steuerung erklärt. Sicherheitshinweise
die wir beachten mussten, z.B. dass man an einen Helicopter immer von vorn
angeht, nie von hinten, da die Heckrotorblätter durch die hohe Drehzahl oft unsichtbar und sehr
gefährlich sind. Dass die Steuerausschläge im Millimeterbereich sind, wurde uns
eindeutig eingeschärft. Auch sollen wir die Steuerelemente nicht krampfhaft
festhalten, sondern immer locker bleiben. "Ihr werdet sehen, Gefühl bekommt ab
heute eine neue Bedeutung" sagte unser Theorie Fluglehrer. Hier erfuhren wir
auch, dass die Reaktionszeit des Piloten vom Triebwerksausfall bis zur
Autorotation knappe 1,5 Sekunden beträgt. Wenn der Rotor steht wird keine
Autorotation eingeleitet, sondern ein Aufschlag - da haben wir es mit den
Modellen etwas besser.
Dies sind keine Abflüge, sondern Schwebeversuche - es geht richtig zur Sache
Das praktische Training begann. Der erste Flugschüler
steigt in die Robinson ein. Was ich jetzt sah, sprengte alle meine
Vorstellungen. Alle ausser Martin und mir als Modellflieger hatten ja überhaupt
keine Ahnung von einem Hubschrauber, von der Steuerung und vom Fliegen schon gar
nicht. Die Maschine wurde vom Fluglehrer ca. 150 Meter weiter weg auf das
Fluggelände gesteuert, Danach begann unübersehbar das Training des Schwebefluges
in ca. 3 Meter Höhe. Es ging richtig zur Sache. Die Robinson brach nach allen
Richtungen aus, schaukelte sich auf und wurde dann sichtbar vom "richtigen
Piloten" wieder abgefangen. Alles sah recht spektakulär aus und man sah
wirklich, dass da einer am Knüppel war, der das Fliegen mit dem Helicopter
erlernen möchte. Nach ca. 15 Min. Schwebeversuch eine grosse Platzrunde, Landung
und nun war ich an der Reihe.
Zwei Zentner wollen erst mal verstaut werden
Mit einer Kombination aus Vorfreude und gemischten
Gefühlen stieg ich in die kleine Maschine ein. Ein Dreipunktgurt wie im Auto
hält mich im engen aber bequemen Sitz fest. Kurze Begrüssung mit meinem
Fluglehrer und schon hatte ich die Sprechgarnitur auf der Mütze. Meine nahezu
zwei Zentner Lebendgewicht, die ich dem Piloten freiwillig mitteilte, schienen
diesen nicht zu beeindrucken.
Rotordrehzahl holen, abheben und ab auf die freie Fläche. Sofort ist mir die
ruhige Fluglage aufgefallen, ich stelle keinerlei Vibrationen fest.
Dort angekommen wurden mir wie beim Modellfliegen eine Funktion nach der anderen
erklärt. Wie in einem Fahrschulwagen waren alle Pedale und der Pitchstick (links neben
meinem Sitz) doppelt ausgeführt. Nur der Steuerhebel für die Taumelscheibe war
kein Stick sondern erinnerte mich an einen verbreiterten Fahrradlenker. Zuerst
wurde das Pitch erklärt. Ich musste den Pichstick mit der linken Hand locker
umfassen, um die Auf-und Abbewegung des Hubschraubers zu erfühlen. Dann steuerte
ich den Heli alleine rauf und runter, die kleine Robinson reagiert butterweich
auf das Pitch. Kein Problem, das hatte ich sofort in Knochen und Hirn. Als
nächstes beide Füsse auf die Heckpedale zum Gefühl aufnehmen. Auch die
anschliessend von mir gesteuerte Linkspirouette unterteilt in vier mal 90 Grad
war kein Problem. Dann rechts herum 360 Grad in die Ausgangsposition.
Nun übernimmt der Fluglehrer Pitch und Heck und ich die Taumelscheibe mit dem
"Fahrradlenker". Ich sehe konzentriert auf die untere Kante der Kanzel, um so
Änderungen zwischen Wiese und Kanzel besser zu erkennen. 15-20 Sekunden halte
ich den Heli auf der Stelle - Lob vom Fluglehrer kommt - dann passiert es. Die
Robinson geht zu weit nach vorne links, ich ziehe zuviel und es geht rechts nach
hinten. Die Maschine nimmt schnell Fahrt auf. Ich bemerke mit der linken Hand,
dass der Fluglehrer im Rückwärtsflug richtigerweise Pitch gibt und wir schaukeln
mit dem Heck hoch. Jetzt passiert etwas für mich völlig Neues. Während ich
gewartet hätte, bis der Helicopter wieder nach unten schaukelt und dort
gegengesteuert hätte, griff der Pilot blitzschnell ein und steuerte oben mit der
Bewegung mit. Die Maschine richtete sich gerade und konnte nun ganz gemütlich
wieder nach unten bewegt werden. Also nochmal - Heck nach hinten hoch - am
Höhepunkt ziehen - beendet die Schaukelbewegung. Ist eigentlich auch logisch,
warum soll man am tiefsten Punkt einen Helicopter abfangen, das macht man
viel sicherer oben und somit gerade andersherum wie bei unseren Modellen. Also
das Ganze immer wieder von vorn und ich merke, dass immer mehr Gefühl reinkommt. Auch bei der anschliessenden Platzrunde darf und soll man fliegen. Nick rein und Pitch geben
mit Unterstützung des Fluglehrers und rauf auf ca. 200 m Höhe. Das Abfangen und
die eigentliche Landung erlebt man das erste mal mit Mitfühlen an den Sticks,
das ist auch gut so.
Beim Aussteigen aus der kleinen Robinson hatte ich ein
grosses Glücksgefühl. Ich werde meinen ersten Heliflug im Leben nicht vergessen,
es wird aber mit Sicherheit auch nicht der Letzte bleiben.
Vor lauter Begeisterung habe ich vergessen meinen Kopf einzuziehen - aber es
reichte ja noch
Die Firma HELI PLUS
www.heliplus.de ist im Stuttgarter Flughafen stationiert. Dort kann jeder
nach Terminvereinbahrung einen Schnupperflug buchen
Mein Urteil: Nette Crew - Fun pur- unvergesslich und sehr empfehlenswert.
Besten Dank auch an das INSIDE Team der Volksbank, die dieses
Erlebnis organisiert hatte.
und hier gleich zur richtigen Seite für die
Buchung eines Schnupperfluges (pdf Datei)
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