Wir restaurieren einen Helioldie

Das Brünieren von Metallteilen:

Am Beispiel des abgebildeten Pitchhebels von einer Bell 222 (System 80 von Dieter Schlüter) zeige ich die Vorbereitung des Werkstückes bis zum Brünieren. Brüniert werden können alle Arten von nicht rostfreiem Stahl und Guss. Unser Pitchhebel hat in einem feuchten Keller etwas gelitten. Zum Entrosten ist fast jedes Mittel recht. Stahlwolle, eine Bürste an der Proxon. Ich habe sehr gute Ergebnisse erzielt mit Nass-Schleifpapier, Körnung 400-800 mit dünnem Öl getränkt (Ballistol). Damit kann tüchtig geschliffen werden. Wichtig für die Endbearbeitung ist eine kratzfreie Oberfläche. Bei dem von mir verwendeten Brüniermittel der Firma Menzel Metallchemie muss die Oberfläche nicht ganzflächig blank sein. Verbleibende intakte Brünierung verursacht keine Flecken.
Nach dem Entrosten muss das Werkstück vollständig und sorgfältig entfettet werden. Dazu verwende ich den bekannten Bremsenreiniger (Beschreibung ebenfalls hier bei den Tipps). Eine mit den Fingern angebrachte fettige Stelle wird vom Brüniermittel nicht angenommen. Die Firma Menzel bietet für die Entfettung ein auf das Brüniersystem angepasstes Mittel Indubryn HE 20 an. Ich habe´s noch nicht probiert, weil ich mit dem Bremsenreiniger ganz gut zurecht kam.
 

 

An einem Stück Eisendraht wird nun der Pitchhebel in das Kaltbrüniermittel INDUBRYN KB 10 getaucht. Je nach Material etwa ab 2 Minuten. Achtung! Viel hilft in diesem Fall nicht viel. Ist die tiefschwarze Färbung bereits nach zwei Minuten erreicht, muss der Vorgang beendet werden. Die Dauer des Brünierbades richtet sich nach der Härte des Materials (Anwendungshinweise lesen). Ein zu langes Bad in der Chemiebrühe hinterlässt eine pulvrige Schicht auf der Oberfläche. Jetzt wird der Hebel ausgiebig unter fliessendem Wasser gewässert.
Danach lässt man das Werkstück abtrocknen. Das anschliessende Bad im Spezialöl INDUBRYN WV 12 ist sehr wichtig. Hier gilt genau das Gegenteil vom Brünierbad - je länger je besser. Um eine optisch gute Oberfläche zu erhalten (und das wollen wir ja), verbleibt der Hebel 24 Stunden im Ölbad. Hier werden alle Wasserrückstände verdrängt und der Hebel erhält eine glänzende, tiefschwarze Oberfläche. Der Hebel wird nach dem Ölbad auf keinen Fall mit dem Lappen o.ä. abgetrocknet, sondern muss von alleine trocknen (das kann zwei Tage dauern). Nur so erhält die Brünierschicht einen dauerhaften Rostschutz und die beschriebene glänzende Oberfläche. Also Zeit muss sein (hatte ja auch Zeit zum rosten).
Die Bezugsquellen sind unten auf dieser Seite aufgelistet. Das Brünier- und Ölbad ist bestimmt nicht billig, aber man erzielt damit sehr gute Ergebnisse und es ist leicht zu verarbeiten. Hightechpiloten kaufen für dieses Geld locker ein Alugebläserad ohne mit der Wimper zu zucken. Mit einer kleinen Packung von Brüniermittel und Spezialöl kann man dagegen sehr viele Teile unserer Helioldies wie neu (zum Teil noch schöner) restaurieren.
Bitte denkt immer daran, dass es sich bei den vorgestellten Mitteln um Chemikalien handelt. Anwendungshinweise kann man auf der Webseite der Firma Menzel downloaden. Der Link steht am Schluss der Seite bei den Bezugsquellen.

Die Bilder unten zeigen das Brünierbad INDUBRYN KB 10, das Ölbad INDUBRYN WV 12 und den fertigen getrockneten Pitchhebel.
 

Hier noch ein Beispiel - ein "neuer, ungeflogener" WIK Rotorkopf vor und nach der Bearbeitung. Auf dem linken Bild glänzt das Seemannsgold deutlich. Auf der rechten Abbildung wurde das Zentralstück und der Hebel wie oben bearbeitet und brüniert. Selbst die Aluwippe war oxydiert. Ich habe sie mit Nass-Schleifpapier (Körnung 400) und Ballistol geschliffen. Dabei wird das Schleifpapier auf ein Stück gerades Holz gezogen, damit man die Fläche gleichmässig bearbeiten kann.
Die Paddelstange ist ja kein Thema - ich habe sie durch eine aus V2A Stahl ersetzt.
Die Kugellager waren damals noch nicht in der ZZ Ausführung, also offen. Deshalb hakten die Dinger erheblich obwohl sie noch keiner Beanspruchung ausgesetzt waren. Mit Bremsenreiniger wurden sie tüchtig ausgespült, damit der 30 jährige Dreck rausgeht. Danach wurden diese Lager mit Wälzlagerfett gefüllt. Nach dieser Behandlung laufen die Kugellager wieder wie geschmiert. Sollte mal ein Lager benötigt werden, bediene ich mich immer bei Conrad Electronic. Ein ZZ Lager dieser Grösse kostet da 2,5 €. Vor 25 Jahren kostete ein Originallager fast zweieinhalb mal soviel. Um jetzt keinen Glaubenskonflikt auszulösen - ein Lager an dieser Stelle muss nicht von SKF sein, die sind natürlich teurer. Auch am ganzen Hauptrotorsystem nehme ich die günstigeren Lager. Dann lieber nach einem Crash auf Verdacht grosszügig austauschen (das Domlager immer).
Die Schrauben ersetze ich fast jedes mal - apropos Schrauben. Wer die 10er Packungen bei den einschlägigen Modellbaufirmen kauft, hat für viel Geld wenig Vorrat. Da muss man berechtigterweise für das Abzählen und Verpacken mehr bezahlen, als für die Schrauben selber. Fragt mal im Eisenwarenhandel nach einer 200er Packung. Ich habe mit einem Freund alle gängigen Schraubenlängen als 200er Pack gekauft, dann haben wir die Menge geteilt. Vorsicht bei Schrauben für die Rotorblattbefestigung, Rotorkopf und die Befestigung von Getrieberad und Zentralstück auf der Rotorwelle. Diese Schrauben haben meist einen höheren Härtegrad.
M3 Stoppmuttern gibt es im 1000er Pack - das reicht dann eine Weile und man muss auch nicht eine Viertelstunde auf dem Werkstattboden herumkriechen, wenn man eine runter gefallende Stoppmutter aus den Augen verloren hat.

 

Das Polieren von Metallteilen:

Auch da gibt es bei unseren Helioldies manchmal eine Menge zu tun. Eines der besten Poliermittel, die ich kenne ist Unipol. Ein Poliermittel, mit dem man ebenfalls gute Ergebnisse erzielt ist NEVR-DULL. Diese Polierwatte dürfte vor allem bei den Motorradfahrern bekannt sein. Es ist in jedem Motorradshop zu bekommen und ausserdem das günstigste Poliermittel. Natürlich gibt es für die maschinelle Verarbeitung sehr gute Poliermittel und Werkzeuge um eine Spitzenqualität zu erzielen. Diese wende ich aber nicht an. Wie gesagt, es war mir wichtig, hier Verfahren vorzustellen, die sich bei mir bewährt haben und ohne Maschinen von jedem angewendet werden können. Die Ergebnisse habe ich abgebildet und sprechen für sich.

 

Die unten Abgebildeten Seitenplatten stammen von einem Superior Rotorkopf. Diese Seitenplatten wurden entweder brüniert oder galvanisch verzinkt ausgeliefert. Die von mir bearbeiteten Seitenplatten waren galvanisch verzinkt. Ich habe die untere Platte mit wenigen Handgriffen und Unipol absolut blank bekommen. Sie wurde so hochglänzend, dass die Platte aussieht, als wäre sie verchromt. Das geht natürlich auch mit Aluteilen. Besonders NEVR-DULL eignet sich für Alu. Mit dieser Polierwatte kann man hochglänzende Heckrohre, Seitenteile oder Kufenrohre herstellen.
Auch hier müssen die Verarbeitungshinweise auf den Dosen beachtet werden.

Bezugsquellen:

Unipol gibt es auch im Motorradzubehör, meistens in der Tube für Chrom oder Kunststoff oder bei http://www.lippert-unipol.de/
NEVR-DULL ebenfalls im Motorrad- und Autozubehörhandel in der Dose
Das von mir verwendete Brüniermittel und Ölbad ist von - Menzel Metallchemie GmbH Kuchen http://www.menzel-metallchemie.de/